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Vom 18. bis 22. September 2023 erarbeiteten in dem erdbebenzerstörten zentralitalienischen Ort Accumoli Lehrende, Doktorand_innen und Studierende im Rahmen des Erasmus+ Projekts „Complex Participatory Reconstruction of Urban Structures“ (Akronym ComPaRe) eine Konzeptgrundlage für den gesamtheitlichen Wiederaufbau des Ortes. Kollektives Wissen über das Aussehen des Ortes vor dem Erdbeben, so eines der Ergebnisse des Projektseminars, ist dafür neben Archiven eine relevante Wissensgrundlage. Das Projekt wird vom Research Lab Nachhaltiges Baukulturelles Erbe der Universität für Weiterbildung Krems geleitet. Es entwickelt Lehrmethoden und didaktische Instrumente zur Bewältigung des komplexen Wiederaufbaus zerstörter historischer Zentren.

9. September, 2023

„Durch den Einsatz geeigneter Methoden und Instrumente zur Erlangung von Kenntnissen über zerstörtes Gebiet als Katastrophenfolge soll das Projekt ComPaRe am Modellfall Accumoli eine Grundlage für Konzepte eines gesamtheitlichen Wiederaufbaus schaffen. Weiters soll das Aussehen von Orten vor der Katastrophe virtuell simuliert werden“, fasst Univ.-Prof. Dipl. Arch. ETH Dr. Christian Hanus, Leiter des Research Lab Nachhaltiges Baukulturelles Erbe, die Ziele des vom Lab koordinierten Erasmus-Projekts zusammen. Dazu kamen vom 18. bis 22. September über 40 Studierende, Lehrende und Doktorand_innen der am Projekt beteiligten Institutionen in Accumoli zusammen, um vor Ort die Konzeptentwicklung voranzutreiben und bisherige Erkenntnisse aus dem Projekt zu diskutieren.

 

Das kollektive Wissen als relevante Grundlage

 

Gerade viele unscheinbare, aber historisch doch bedeutsame Gebäude, zumeist Wohnbauten, wurden in Accumoli oftmals nur rudimentär dokumentiert. Im Rahmen eines strukturierten Austauschs mit der lokalen Zivilgesellschaft werden im Rahmen von ComPaRe relevante Informationen zur Beschaffenheit und Nutzungsweisen erschlossen. Es zeigt sich, dass neben diesem kollektiven Wissen Archive und unzählige – teils mittlerweile geborgene – Privatdokumente eine weitere wichtige Informationsquelle darstellen.

 

Analyse der Bausubstanz

 

Bauliche Substanz ist einerseits nach ihrer historischen und kunstgeschichtlichen Bedeutung zu beurteilen, andererseits auch aus bautechnischer und funktionaler Sicht. Schäden geben Aufschluss über die Ursachen der Zerstörung und Materialanalysen ergeben Rückschlüsse der physikalischen Eigenschaften der Konstruktionen. Mittels „Terrestrial Laser Scanning“(TLS), Fotogrammmetrie und „Building Information Modeling“ (BIM) unter Einsatz von Drohnen lassen sich planerische Grundlagen für die Rekonstruktion erarbeiten. Der kombinierte Einsatz dieser Werkzeuge wird im Rahmen von ComPaRe disziplinenübergreifend vermittelt, so auch während des jüngsten Projektseminars. Dabei wird an alle Disziplinen die Herausforderung gestellt, die Informationen derart aufzubereiten, dass diese für die anderen nutzvoll und verständlich sind.

 

Grundsatzfragen werden oftmals übergangen

 

Obwohl auf regionaler und städtischer Ebene grundlegende Strategien für den Wiederaufbau von Accumoli ausgearbeitet wurden, bleiben bei deren Umsetzung an konkreten Planungsvorhaben unzählige Fragen offen. Die Identifizierung dieser Grundsatzfragen, die inhaltliche Auseinandersetzung wie auch die Entwicklung von Lösungsansätzen verkörpert einen weiteren Aufgabenbereich, dem sich am Wiederaufbau beteiligte Personen aller Disziplinen stellen müssen.

 

Mittels der Entwicklung von disziplinenübergreifenden Lehrformaten, welche all diesen Fragenstellungen und Herausforderungen um die Komplexität des gesamtheitlichen Wiederaufbaus Rechnung tragen, sollen künftige Expert_innen für diese Aufgabe qualifiziert werden. Ziel ist die Entwicklung gemeinsamer Curricula, die von den Partnerinstitutionen und auch anderen künftig angeboten werden.

 

Zum von der Universität für Weiterbildung Krems koordinierten internationalen Partnerkonsortium zählen die Universität La Sapienza Rom, die Universität Camerino, die Tschechische technische Universität Prag, die Masaryk-Universität in Brünn, die Slowakische Technische Universität Bratislava, Technische und Wirtschaftswissenschaftliche Universität Budapest wie die Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik. Als assoziierte Partner beteiligen sich die Gemeinde Accumoli, das Päpstliche Athenaeum Sant’Anselmo in Rom und der Verein „Venti di Cultura“ am Projekt.

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